Necromantess: Von da kommt ja auch dieser relativ neue Trend..... Romane im Präsenz zu schreiben....
Angeblich weil sich das besser lesen lässt, und die Leser mehr mitreißt.
Neu ist an daran nichts. Die alten Römer haben das schon beschrieben.
Dieses Stilmittel bezeichnet den Fall, dass jemand so aufgeregt ist, dass er oder sie die Ereignisse in Gedanken erneut durchlebt und dabei so erzählt als würden sie gerade stattfinden.
Kinder machen das regelmäßig und in der direkten Rede ist es nicht unüblich, dass jemand vom Präteritum ins Präsens fällt: "Da stehe ich also. Fünfhundert Hacker auf unserer Seite gegen achthundert von denen. Neben mir geht eine Firewall hoch, der Loadbalancer ist im roten Bereich. Boom! Junge, wir haben ein paar gute Server verloren an diesem Tag."
Du verstehst, was ich meine ;)
Mitten im Text tue ich das nicht. Aber ich schreibe immer dann Präsens, wenn die Zielgruppe jünger ist oder Leseprobleme hat. Beispielsweise habe ich ein Sprachlernbuch auf dem Tisch, dort habe ich alles in Präsens, weil dies die Zeitform ist, auf welche die Lernenden zur Prüfung sich ganz besonders vorbereiten müssen.
Außerdem verwende ich Präsens, wenn ich mehrere parallele Zeitlinien habe. Beispielsweise habe ich ein Manuskript, in dem ein Kanzler und sein Butler sich über Ereignisse unterhalten, welche in der Vergangenheit liegen.
Die Geschichte wird "in Echtzeit" erzählt. Sprich, es vergeht in der Rahmenhandlung genau so viel Zeit, wie man braucht, um denn Text zu lesen oder zu hören. Die Interaktion zwischen Kanzler und Butler ist dann in Präsens, die erzählte Geschichte in Präteritum. Das soll unterstreichen, dass diese Ereignisse "gerade jetzt" stattfinden.
Necromantess: Den angeblichen Mehrwert darin erkenne ich auch nicht. Von wegen es wäre schneller und dynamischer.
"Schnell" und "dynamisch" wird ein Text durch bewusste Manipulation der Interpunktion. Wenn ein Text atemlos erzählt werden soll, dann zieht man die Sätze zusammen, reduziert Füllwörter und verzichtet auf alle nicht zwingend notwendigen Kommata oder Satzzeichen. Man "redet" solange buchstäblich "ohne Punkt und Komma" bis der Höhepunkt der Action erreicht ist, setzt dann gezielt ein Satzende und verkürzt die Sätze wieder, wenn der Spannungsbogen wieder abflacht.
Necromantess: Neulich auf Reddit ein Gespräch darüber gehabt, mit einer jungen Autorin die Workshops für kreatives schreiben anbietet.
Pispers hatte meine Meinung zu diesen Workshops ganz gut auf einen Punkt gebracht. "Berater sind wie Eunuchen. Theoretisch wissen sie wie es geht."
Necromantess: Sie brachte das Argument, wenn ihr Kind aus der Schule kommt und erzählt was passiert ist. Dann erzählt es das ja auch nicht in der Vergangenheitsform.
Selbstverständlich tut ihr Kind das - siehe die alten Römer ;)
Das Kind versucht aber auch nicht einen Workshop in kreativem Schreiben abzuhalten.
Necromantess: Ich habe auch das Gefühl. Korrigiere mich bitte, wenn ich mich irre.
Die Autorinnen jenseits des großen Teichs sind da viel dogmatischer und halten nahezu sklavisch an den Regeln aus ihren Workshops fest.
Manche sehen dieses enge Korsett als Qualitätsmerkmal. "Oh, dieses Manuskript hat eine 3-Akt-Struktur mit Hero-Cycle - die Autorin muss wissen, was sie tut."
Gefühlt sind diese ganzen Regeln aber nichts anderes als homöopathische Tinkturen und Globuli. Wenn man dran glaubt, dann funktioniert es manchmal.
Necromantess: Was man angeblich alles nicht darf, in einer Geschichte.
"Find all instances of 'just' and remove them. Avoid adverbs like the plague. Find all instances of 'very' and replace them with something else. Always only use 'he says"/"she says" for dialog and avoid switching it up."
Man mag sich direkt eine Lehrerin mit Zeigestock vorstellen.
Necromantess: Serien halten sich doch auch nicht daran.
Ach, iwo! Du hast als professionelle Autorin gar nicht die Zeit. Auch als Leser ist mir das völlig egal. Aber es ist natürlich ein wunderbares Vehikel um Workshops zu rechtfertigen, Korrektursoftware im Abo zu verkaufen, oder Jungautorinnen davon zu überzeugen, dass sie unbedingt ein sündhaft teures Lektorat einkaufen müssen.
Ich habe noch nie eine deutsche Leserin getroffen die mir gesagt hätte: "Also, das Buch ist ja gut, aber die Autorin benutzt mir einfach zu viele Adverbien - deshalb nur 3 Sterne."
Necromantess: Mir ist nicht bekannt das irgendwann mal eine Umfrage erstellt worden ist. Was Leser*innen lesen wollen, in Geschichten und was nicht?????
Das interessiert nicht. Kundin der Autorin ist nicht die "Reading Community" sondern die Literaturagentin und da die irgendwelche Qualtiätskriterien anwenden müssen, und zwar am besten solche, welche durch statische Textanalyse von eine Software erledigt werden kann (was bei den meisten dieser Regeln der Fall ist) stehen die da total drauf.
Du befolgst diese Regeln nicht, weil dein Publikum das will, sondern weil dieser verdammte Türsteher Dich sonst gar nicht erst ins Vorzimmer lässt.
Necromantess: (Professionelle)Kritiker?
Eine der am meisten überbewerteten Spezies überhaupt. ;-)
Verlieren sowieso immer mehr an Bedeutung, in fast allen Bereichen der Unterhaltungsmedien.
Everybody is a critic ;)
Wobei von einem Marcel Reich Ranicki (möge er in Frieden ruhen) hätte ich mich sehr gern einmal komplett in der Luft zerreißen lassen. Das wäre ein Ritterschlag gewesen.
Necromantess: Peinliches Schwertballet....Pirouetten etc.
Und das Schwert auf dem Rücken...
Das funktioniert in der Realität natürlich nicht. In Computerspielen lasse ich es durchgehen, weil es ein HUD-Element ist. Es erlaubt beim Spielen in 3rd-Person durch Betrachten der Spielfigur zu erkennen, welche Waffe ausgerüstet ist.
Aber in der Realität ist es einfach gar nicht möglich ein Schwert aus dieser Position zu ziehen.
Necromantess: Wenn heute noch Klischees gezeigt werden, von Rittern in voller Rüstung, die nicht selber aufstehen können.
Jep! Ich habe eine Plattenrüstung mal angehabt. Die Dinger wiegen so um die 3-5kg. In dem Zeug kannst Du problemlos Dauerlauf machen, die Bewegungsfreiheit ist erstklassig. Und du kriegst die Teile auch nicht klein. Da kannst du den ganzen Tag mit dem Schwert drauf hauen, da passiert gar nichts.
Die Kettenhemden sind die Dinger vor denen man Respekt haben muss. Aber ausgerechnet die werden so dargestellt, als wären sie federleicht. Dabei bringt allein so ein Kettenhemd ohne Arme locker 11kg auf die Waage. Da kommen dann noch Gambeson, Helm, Beinteile usw. dazu. Du schleppst am Ende locker 18kg mit dir herum. Damit rennst Du nicht mal eben so übers Schlachtfeld, geschweige über mehrere Stunden.
Necromantess: Oder auch das dumme Klischee, Bögen wären Waffen die besonders viel Geschick erfordern.
Und besonders gut geeignet für körperlich eher schwache Menschen.
Stimmt! Die Elfen sind als Bogenschützen eine krasse Fehlbesetzung.
Necromantess: - Fester Stand, die richtige Ausführung eines Schwerthiebes. (Ein Schlag der in einen Schnitt übergeht)
Eine gute Waffe, die sich auch für die Jagd eignet und relativ wenig Übung braucht. Der gute, alte Speer oder ja, auch der Kampfstab.
Absolut! Mit einem ordentlichen Stab ein guter Schlag vor den Helm und Lord Helmchen sieht Sterne.
Necromantess: Und Rüstungen, die gepflegt und aktuell gehalten worden sind. Schützten ihre Träger sehr, sehr gut.
Das genaue Gegenteil von dem was Hollywood suggeriert. Oder wie viele es (leider) immer noch schreiben.
Eine Rüstung zu durchdringen war eher die Ausnahme, als die Regel. Weshalb man auch gezielt die Schwachstellen angreift. Die weniger gut geschützt sind. Und nicht jeder Soldat lief mit.... "Top Tier Armor" umher.
Ebenso dieser D&D Schmarn mit Lederrüstungen. Was (zumindest in Europa) historisch null akkurat ist.
Die gängige Standartrüstung von Fußsoldaten war der Gambeson und eventuell ein einfacher Helm.
Gib es zu: Lederrüstungen sehen einfach verdammt schmuck aus. IMHO ist das der Grund, weshalb die in Büchern und Spielen alle mit so etwas rumlaufen. Das machte in der Praxis wirklich niemand. Einige eng gewickelte Lagen Stoff sind billiger und haben den gleichen Effekt. Schützt auch erstaunlich gut gegen Pfeile.
Ein Gambeson macht allerdings optisch im Kino nicht so viel her wie so eine totschicke Lederrüstung von Andracor.
Necromantess: Und es gibt ausreichend Gegenbeweise (Dokumente) in Stadtarchiven.
Das es eben nicht so gewesen ist.
Gibt sogar Einträge über heftige Bußgelder.
Necromantess: Dritter Beweis.
Es gab drakonische Strafen, wenn doch einmal jemand seinen Müll einfach irgendwo entsorgen wollte.
Genau :)
Necromantess: Einmal zeigt die Protagonistin ihrer Liebsten ihren geheimen Lieblingsort, außerhalb der Stadt und sie schmieden Pläne für die Zukunft. Es gibt ein Stadfest mit einem Turnier-Wettbewerb der Gilden.
Einmal wird ein Vertrag ausgehandelt, über die Lieferung von Schmuggelware.
Und noch so einiges mehr... Aber der Post ist schon lang genug.
Klingt super! Davon bitte jederzeit mehr!